Ein falsch montierter Kindersitz, fehlende altersentsprechende Rückhaltesysteme oder Unachtsamkeit – die Liste der Fehler bei der Kindersicherung im Pkw ist lang. Im Jahr 2014 verunglückten auf diese Weise etwa 10.000 Kinder in Deutschland. Die häufigste Ursache ist die unprofessionelle Sicherung, die auf Zeitdruck, falsche Bequemlichkeit oder Unwissen der Eltern über die korrekte Handhabung zurück zu führen ist. Wir haben für Sie die schwerwiegendsten Fehler zusammengefasst.
Wie müssen Kinder im Auto transportiert werden?
Wer oft mit seinen Kindern im eigenen Auto unterwegs ist, macht sich Gedanken um deren bestmögliche Sicherheit während der Fahrt. Doch reicht es aus, einfach einen geeigneten Kindersitz auf dem Beifahrersitz oder der Rückbank zu installieren.
Dass man Kinder unter 12 Jahren bzw. 1,50 Meter Körpergröße nicht ohne Kindersitz im Auto mitfahren lassen soll, ist mittlerweile nicht nur hinreichend bekannt, sondern sogar gesetzlich vorgeschrieben. Dabei gilt stets die zuerst erreichte Grenze und bei Nichtbeachtung droht nicht nur ein Bußgeld, sondern noch dazu ein Punkt in Flensburg für den Fahrzeugführer. Aber die Verwendung eines Kindersitzes allein gewährleistet noch lange nicht, dass Ihr Kind bei einem Unfall bestmöglich gegen Verletzungen geschützt ist. Das liegt daran, dass sich die Konstruktionen dieser Sitze und moderner Fahrzeuge oft nicht besonders gut „vertragen“.
Kindersitz: Auf die richtige Installation des Sitz achten
Ein gewichtiges Problem liegt darin, das viele Kindersitze, gerade der Gruppen II und III, auf der Rückbank und auf dem Beifahrersitz kaum so installiert werden können, dass sie Ihrem Kind maximale Sicherheit bieten. Oft sind diese Sitze nämlich so hoch, dass Sie die Aufrollautomatik des Gurtes in ihrer Funktion behindern. Bei einem Unfall kann er Ihrem Kind daher keinen sicheren Rückhalt bieten. Wenn bei Ihrem Auto möglich, sollten Sie daher den Kindersitz auf der mittleren Position der Rückbank montieren, um diese Problematik zu entgehen. Dies ist allerdings nur möglich, wenn der mittlere Sitz ebenfalls über einen Dreipunkt-Gurt verfügt oder aber auch für die Installation mit Zweipunkt-Gurten (Beckengurten) geeignet ist. Letzteres ist jedoch nur bis zu einem Körpergewicht von 25 kg möglich. Beifahrersitze sollen laut den meisten Autoherstellern bei der Installation eines Kindersitzes so weit wie möglich nach hinten geschoben werden – aber auch das hebt die Wirkung des Gurtes auf, da sich der Kindersitz in dieser Sitzposition hinter dem Gurtverankerungspunkt befindet. Auch dann kann die Aufrollautomatik nicht korrekt arbeiten. Achten Sie also darauf, dass sich der Kindersitz auf dem Beifahrersitz immer hinter diesem Verankerungspunkt befindet!
Wie lange braucht ein Kind einen Kindersitz im Auto?
Seit dem 1. April 1993 gilt in Deutschland die sogenannte Kindersicherungspflicht. Laut dieser dürfen Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, die kleiner als 1,50 Meter sind, nur in geeigneten Rückhalteeinrichtungen im Auto mitgenommen werden. Danach gilt wie bei Erwachsenen Anschnallpflicht. Jedoch ist es nicht nur wichtig, dass Kindersitze vorhanden sind und genutzt werden; die Sitze müssen auch die passende Größe für das Kind aufweisen und angemessen eingestellt sein. Die folgenden “Misuse-Situationen” wurden im Test von Dekra und Autotest als besonders gefährlich entlarvt.
Fehler bei der Kindersicherung
Eine fehlerhafte oder falsche Sicherung der Kinder in Fahrzeugen ist für zahlreiche Unfälle im Straßenverkehr verantwortlich. Wir haben uns die größten Fehler genauer angesehen.
Kind auf dem Schoß des Beifahrers
Achtung! Fehler Nummer Eins bei Fahrten mit Kindern ist das ungesicherte Kind auf dem Schoß des Beifahrers. In Tests prallt der Dummy trotz Airbagentfaltung mit dem Brustkorb auf den Armaturenträger, denn auch die Arme des Beifahrers können das Kind aufgrund der immensen Kraftentwicklung nicht zurückhalten. Ein solcher Unfall endet für ein Kind mit großer Wahrscheinlichkeit tödlich, warnen Ärzte.
Und auch wenn Sie Ihr Kind in einem passenden Sitz sichern, müssen Sie immer darauf achten, dass die Sicherheitsgurte nicht zu locker angebracht sind. Zu lockere Sicherung hat eine Vorverlagerung des Kindes zur Folge und kann zu ernsthaften Verletzungen führen.
Unpassende Kindersitzgröße
Am Kindersitz zu sparen und gleich ein größeres Modell zu kaufen, kann fatale Auswirkungen haben. Ist der verwendete Sitz zu groß oder zu klein und das Kind dementsprechend zu leicht oder zu schwer, steigt die Belastung bei einem Aufprall für bestimmte Körperpartien enorm an. Verletzungen des Nacken oder der Halswirbel und im schlimmsten Fall ein Schädel-Hirn-Trauma drohen. Bei zu großen Sitzen besteht außerdem die Gefahr, dass sich das Kind beim Aufprall aus dem Gurtverlauf herausdreht und deshalb hauptsächlich vom Beckengurt im Sitz gehalten wird, was zu erheblichen Verletzungen im Beckenbereich führen kann.
Offene Gurtklemmen
Ein weiterer häufig auftretender Fehler beim Transport von Kindern in Pkw sind offene Gurtklemmen des Kindersitzes. Dadurch bewegt sich der Sitz im Ernstfall samt Kind zu weit nach vorne und der Kopf des Kindes läuft Gefahr an die Rückenlehne des Vordersitzes zu prallen. Ebenfalls ganz oben in der Liste der Fehler stehen Babyschalen auf dem Beifahrersitz. Hier vergisst man oft aus Unachtsamkeit, den Airbag an der Beifahrerseite zu deaktivieren.
Kindersitz, Babyschale und Co. – Tipps für richtiges Sichern
Um möglichst gefahrenfrei durch den Straßenverkehr zu kommen, sollten Sie stets einen passenden Kindersitz, der auf die Bedürfnisse Ihres Kindes abgestimmt ist, mit sich führen. Beachtet man sämtliche Bedienungshinweise und Anleitungen, steht einer sicheren Fahrt nichts mehr im Wege. Auch in Unfallsituationen können Sie so Ihr Kind vor gröberen Verletzungen schützen.
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